Die Schüler:innen der Schulstation leben in Intensivpädagogisch-therapeutische Wohngruppen des Jugendwerk Rietberg. Es vereint sie, dass sie in ihrer Biographie immense Entwicklungshemmnisse und traumatische Erfahrungen zu bewältigen hatten und haben. Auch Familienmodelle, die diese Kinder und Jugendlichen stabilisieren und ihnen Resonanz geben, sind selten zu finden. Oft liegen diverse psychische Störungsbilder vor. Mitunter agieren sie im schulischen Kontext gewaltsam, selbst- und/oder fremdgefährdend. In schulischen Kontexten haben sie nicht selten diverse Exklusionserfahrungen gemacht. Sie benötigen einen anderen Zugang zu Schule und Lernen. Die Schulstation bietet einen Raum, in dem positive Lernerfahrungen und eigenverantwortliche Entwicklung eben auch für diese Kinder und Jugendlichen individuell angebahnt werden können (vgl. Baumann, Bolz & Albers 2020). Somit ermöglicht die Schulstation für diese spezifische Schüler:innenschaft ein Höchstmaß an Bildungsteilhabe, bewahrt sie doch oftmals vor der vollständigen Suspendierung, Ausgrenzung oder Ausschulung und eröffnet Perspektiven für neue Bildungswege.
Der Lern- und Entwicklungsprozess in der Schulstation kann an unterschiedlichen Zielsetzungen ausgerichtet sein, wie beispielweise einer kurzen Phase der Stabilisierung, nach der ein Übergang in ein anderes Schulsystem angebahnt wird. Mitunter ist der Verbleib in der Schulstation mit Blick auf die psychosoziale Situation und sonstige Lebensbezüge aber auch von längerer Dauer. In einigen Fällen ist nach Einschätzung aller am Entwicklungsprozess Beteiligten die Notwendigkeit einer Förderung in der Schulstation auf lange Sicht die einzig mögliche Form von Beschulung. Im Rahmen der Lern- und Entwicklungsplanung kann dann auch die Perspektive eines Schulabschlusses an der Schulstation entworfen werden. Auch die Perspektive von Praktika und anderen Formen der Berufsorientierung und -eingliederung wird nach Bedarf eröffnet.